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Einfach alles hinter sich lassen und irgendwo vollkommen neu anfangen – wer träumt nicht manchmal von einem kompletten Neustart. Auszuwandern ist eine Möglichkeit, dem Traum vom selbstbestimmten Leben in landschaftlich schöner Umgebung einen Schritt näher zu kommen. Doch was geschieht mit den Altlasten, die noch abzuzahlen sind? Hier lesen Sie, was Sie im Falle von Schulden beim Auswandern beachten müssen.

Einst gab es vielleicht den Wunsch, einen ganz anderen Lebensplan umzusetzen: ein eigenes Haus sollte her, dazu das neue Auto und eine Kinderzimmer-Ausstattung. Da kommen schnell sehr hohe Beträge zusammen, die Monat für Monat abgezahlt werden müssen. Gebrauchsgegenstände weiterzuverkaufen, geht oft mit einem Wertverlust einher. Mache Verträge sind nicht von heute auf morgen kündbar und brauchen einen gewissen Vorlauf.

Rechtliche Konsequenzen

Aber auch kleinere Verpflichtungen könne sich schnell summieren, sodass im Laufe der Jahre mehrere tausend Euro an Altlasten entstehen. Da ist es gut zu wissen, dass es grundsätzlich kein Problem darstellt, trotz Schulden den Wohnort ins Ausland zu verlagern. Schließlich darf jeder Bürger seinen Wohnort im Rahmen staatlicher Richtlinien des Zielstaates frei wählen. Wer jedoch denkt, den Schulden dadurch zu entfliehen, ist auf dem Holzweg.

Rechtliche Konsequenzen sind sowohl in der Heimat als auch im Ausland zu tragen. Es ist daher anzuraten, frühzeitig einen Berater hinzuzuziehen, der sich mit dem Banken-, Sozial- und Rechtswesen auskennen. In Deutschland findet man allein mehr als tausend Beratungsstellen, die kostenfrei aufgesucht werden können und über die Lage informieren. Zwei Fragen sollten dabei im Mittelpunkt stehen: Was kann ich tun, um meine Schulden möglichst schnell zu reduzieren? Und: Welche rechtlichen Belange habe ich zu beachten?

Flucht in ferne Länder?

Zwischen der Auswanderung ins EU-Ausland und in Länder, die nicht zur Europäischen Union gehören, gibt es zwar rechtliche Unterschiede, dennoch sind Gläubiger auch bei fernen Ländern nicht chancenlos, wenn sie versuchen, an ihr Geld zu kommen. Der „europäische Vollstreckungstitel“ wird von allen EU-Ländern anerkannt und ermöglicht es, dass Inkassounternehmen aus dem europäischen Ausland auch in Deutschland entstandene Schulden eintreiben können.

In anderen Ländern greift diese Vereinbarung nicht. Dennoch können Personen dort ermittelt werden, dies geschieht beispielsweise über Melderegister oder andere offizielle Verzeichnisse. Auch kann der Gläubiger in Deutschland einen sogenannten Schuldtitel erwirken. Gelingt dies, so verjähren die Schulden erst nach 30 Jahren. Wer wirklich vor seinen Schulden weglaufen will, sollte sich dies also gründlich überlegen und prüfen.

Auch Auswandern kostet Geld

Hingegen sind auch Szenarien denkbar, bei denen die Auswanderung sogar eine Lösung sein kann, wieder liquide zu werden. Das ist dann der Fall, wenn in einem anderen Staat ein lukratives Jobangebot lockt. In jedem Fall kann es sinnvoll sein, viele Gläubiger durch einen Kredit auf einen einzigen zu reduzieren, um Ordnung ins Chaos zu bekommen.

Nicht vergessen sollte man die Kosten, die mit der Auswanderung selbst einhergehen. Achten Sie daher von vornherein darauf, dass Sie Ihren bestehenden Zahlungsverpflichtungen nachkommen können und sich rechtzeitig vor Ihrer Ausreise informieren.

Bild: © istock.com/Sami Sert